Mein ADHS&Ich

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Mein ADHS und Ich

Veröffentlicht 1. März 2012 von jandasworld

Ich habe ADHS, und ja, das ist auch gut so! Klingt komisch, ist aber so 😉 !

Regelrecht glücklich war ich, als mir die Diagnose ADHS nach vier Monaten in Behandlung bei einem Psychologen gestellt wurde, und ich endlich wusste „was mit mir los war“.

„Herzlichen Glückwunsch Frau D., Sie haben ADHS, und haben nicht nur Abitur, sondern auch noch ein fast-abgeschlossenes Studium … Das Kartenhaus musste ja irgendwann einmal einstürzen …“ Dies waren die Worte meines behandelnden Arztes. In dessen Behandlung begab ich mich, nachdem ich mein 1. Studium ganz kurz vor dessen Ende nicht geschafft hatte und in tiefe Depressionen dadurch verfiel. Der Druck der letzten Prüfungen und sehr ablenkende Situationen in eben diesen letzten so wichtigen Prüfungen ließen genau dieses Kartenhaus und meine damalige Welt einstürzen.

Sehr lange habe ich mich gefragt: was ist nur los mit mir?Stimmt etwas nicht mit mir, bin ich eventuell einfach zu dumm? Gerade letzteres war mir definitiv klar, konnte eigentlich nicht der Fall sein.

Nicht nur in meinen Zeugnissen früherer Schuljahre standen bereits die Signalwörter, bzw. Schlagwörter wie: sehr lebhaft, sehr kommunikativ, äußerst aufgeschlossen, sehr interessiert und begabt in Fächern ihres Interesses … Heutzutage sind dies eindeutige Indikatoren der „Krankheit“. Ich schreibe dies bewusst in Anführungsstrichen, da ich diesen Zustand mittlerweile ganz klar als Begabung sehe, auch wenn ich es dadurch in unserer von „Normalen Menschen“ dominierten Gesellschaft schwerer hatte und habe. Nur damals war ADHS noch nicht einmal definiert! Das Kind hat tatsächlich erst seit ein paar Jahren einen Namen. Früher waren Kinder wie ich einfach nur Personen wie: die Klassenclowns, die Störenfriede, die Nervigen, die Aufsässigen, die neunmalklugen, die Anstrengenden, etc. …

In einigen Bereichen, wie Kommunikation und Kreativität  war ich schon in jungen Jahren sogar äußerst begabt und anderen Gleichaltrigen überlegen. Ich hatte schon immer einen sehr großen Freundeskreis und verfügte über extrem gut ausgeprägte soziale Fähigkeiten, den heutzutage so oft gewünschten  und gefragten „Soft Skills“. Dies sind unter anderem die „Nebenwirkungen“ von ADHS. Somit übernahm ich z.B. des häufigeren Ämter wie die des Klassensprechers, oder war Mitglied in der SMV.

Schade ist definitiv, dass dieses Thema in den letzten Jahren immer nur im Zusammenhang mit Kindern diskutiert wurde, ja regelrecht v.a durch das Medikament Ritalin (Wirkstoff: Methylphenidad) in Verruf geriet. Ich habe diese „Krankheit“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits seit Kindheitsstagen, nur wie bereits erwähnt, hatte die „Krankheit“ damals noch keinen Namen und das Thema: ADHS im Erwachsenenalter erhält erst so langsam ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit.

Ich fühlte mich Christopher Lauer, der der Piratenpartei angehört äußerst verbunden, als er als „Betroffener“ mit diesem Thema an die Öffentlichkeit ging, wie in diser Dokumentation: „Piraten in der Politik – 100 Tage einer Aufsteigerpartei“ . Hier z.B. auf seiner Homepage: christopherlauer.de/2012/01/24/adhs/

In einer Dokumentation, welche primär über die Tätigkeiten der Piratenpartei ging, stellte er klar, dass er ADHS habe und dies ähnlich wie ich, eher als Begabung ansieht denn als Krankheit, aber genauso wie ich die Diagnose auch erst mit 27 Jahren gestellt bekam, obwohl wir bereits seit Kindheitstagen damit „belastet“ waren. Wir haben beide Erfahrungen mit dem Medikament, welches landläufig als „Ritalin“ bekannt ist, doch auch viele andere Handelsnamen trägt. Ebenso wie Christoph Lauer war ich unheimlich froh als mir die Diagnose gestellt wurde und ich nach viermonatiger Behandlung das erste mal Methylphenidat ausprobierte. Die Veränderung war anders als erwartet, ich dachte es würde „sonst etwas“mit mir passieren, da dieses Medikament durchaus durch die überwiegend übertriebene Anwendung bei Kindern sehr in Verruf gekommen ist. Es ist sehr schwierig das Thema einem „Nichtbetroffenen“ näher zu bringen, aber man kann C.Lauer definitiv recht geben, wenn er zur Erklärung der „Krankheit“ diesen Filmausschnitt empfiehlt:  Es ist einfach eine extreme Reizüberflutung vorhanden, die es einem schier unmöglich macht, sich auf eine Sache v.a. länger zu konzentrieren. Das Medikament hat das auf angenehme Art und Weise „ausgeschaltet“. Ich habe es allerdings bisher nur eine kurze Zeit ausprobiert, da ich schlichtweg zu einem gewissen Zeitpunkt nicht das Geld für das Rezept hatte. Da diesesRezept ein so genanntes BTM(Betäubungsmittel) Rezept ist, ist es nur eine Woche gültig, und darüber hinaus schlägt es mit ca. 50€ ganz schön zu Buche, v.a. bei einer Studentin. Diese Kosten fallen an, da ADHS im Erwachsenenalter nicht wirklich anerkannt ist, was in meinen Augen absolut unverschämt ist. Ich habe ADHS seit Kindheitstagen, nur dass es damals nicht diagnostiziert wurde, da es ADHS damals ja noch gar nicht „gab“. Ich werde mir dennoch bald wieder mein Rezept abholen und mich allerdings darüber hinaus über einen Platz für eine Verhaltenstherapie erkundigen, denn es kann ja keine Lösung sein ein Leben lang Tabletten zu sich zu nehmen, nur um angepasst in dieser Gesellschaft „funktionieren“ zu können.

Ich danke Christopher Lauer jedenfalls dafür, dass er mit dieser Thematik an die Öffentlichkeit gegangen ist und so offen darüber gesprochen hat! Es wäre sehr schön, wenn sich noch andere „Prominente“ finden würden die betroffen sind und darüber reden, denn nur so kann diese Thematik Gehör finden.

Hilfe für Leute mit ADHS – Das Weiße Rauschen

Veröffentlicht 20. Februar 2012 von jandasworld

Konzentrationsprobleme und leichte Ablenkbarkeit sind unter anderem Charakteristika von ADHS.

Manchmal reicht schon das Ticken einer Uhr, Hundegebell oder Kindergeschrei und schon ist die Konzentration weg. Auch das Stimmengewirr in einigen Großraumbüros oder Hörsälen macht es Leuten mit ADHS regelrecht unmöglich produktiv zu arbeiten.

Was hier helfen könnte, wäre das so genannte Weiße Rauschen. Dabei handelt es sich um einen durchgängigen Ton, der es möglich macht andere Störgeräusche aus der Umgebung zu übertönen, und dadurch die Konzentrationsfähigkeit verbessern kann.

Dass etwas an der Theorie stimmen muss, zeigen mittlerweile auch die Ergebnisse verschiedener Uni-Studien wie diesem Artikel zu entnehmen ist: Focus Artikel.

Bei der Suche im Internet stößt man auf selbstgemachtes Weißes Rauschen, wie etwa der Dauerloop eines gefilmten Föns, bei Youtube  bis hin zu professionellen Geräusch Generatoren.

Mir persönlich hat das Weiße Rauschen erstaunlich gut geholfen und ich nutze zu diesem Zweck regelmäßig die Seite: SimplyNoise. Dort lassen sich sehr schnell und einfach verschiedene Geräusche einstellen und modulieren.

Es mag zwar merkwürdig klingen, dass man sich mit einem Geräusch wie dem Weißen Rauschen besser konzentrieren kann, aber es hilft wirklich. Wo einzelne Geräusche ablenken, entspannt das durchgängige Geräusch und ist tatsächlich Konzentrationsfördernd. Die entspannende Komponente soll darauf zurückzuführen sein, dass das Geräusch unterbewusst an die Zeit im Mutterleib erinnernt, wo es das Rauschen des Blutes im Körper der Mutter ist, dem man 9 Monate ausgesetzt ist. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade Eltern von sehr jungen Kindern auf die beruhigende Wirkung des Weißen Rauschens schwören. Und auch bei vielen Erwachsenen hilft das Geräusch zur Entspannung kurz vor dem Einschlafen und nicht nur zur besseren Konzentration.